Positionspapier der GMK: Digitalisierung erfordert professionelle medienpädagogische Unterstützung
Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e. V. (GMK) stellte auf ihrem 34. Forum Kommunikationskultur im November Fragen der Qualitätsentwicklung medienpädagogischen Handelns in Wissenschaft und Praxis ins Zentrum. Anhand von im Vorfeld der Tagung veröffentlichten und begründeten Thesen wurden relevante Aspekte zur Medienkompetenzförderung, zur Professionalisierung und zur Entwicklung von (Qualitäts-) Standards medienpädagogischer Arbeit diskutiert. Daraus resultiert das Positionspapier „Digitalisierung erfordert professionelle medienpädagogische Unterstützung.
Die „Digitalisierung“ (r)evolutioniert unsere Lebenswelten und damit unsere Gesellschaft. Dieser (digital-) technikinduzierte Wandel wirkt auf zahlreiche gesellschaftlich relevante Bereiche, wie Kommunikation und Kultur, Wirtschaft und Beruf, Meinungsfreiheit und Meinungsbildung sowie Demokratie und Politik. Die damit einhergehenden Chancen und Risiken stellen eine Herausforderung für jede Einzelne und jeden Einzelnen dar, denn zunehmend wird erwartet, dass jede und jeder, die mit diesem gesellschaftlichen Wandel verbundenen Konsequenzen in Alltag, Beruf und Freizeit beherrschen, einordnen, bewerten und reflektieren kann. Diesem Anspruch gerecht zu werden ist keineswegs selbstverständlich und erfordert professionelle Begleitung von qualifizierten Fachkräften, sowohl in allen Bildungsinstitutionen als auch in sozialen, pädagogischen und kulturellen Einrichtungen. Damit ist auch die Bildungspolitik gefordert, denn ihr obliegt es, die Medienbildungsprozesse zu steuern.
Die aktuellen Entwicklungen, die nicht selten mit „Digitalisierung“ überschrieben werden, tragen dazu bei, dass die Förderung von Medienkompetenz und medienpädagogischer Kompetenz – und damit die Medienpädagogik insgesamt – stark nachgefragt ist. Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e. V. (GMK) stellte deshalb auf ihrem 34. Forum Kommunikationskultur Fragen der Qualitätsentwicklung medienpädagogischen Handelns in Wissenschaft und Praxis ins Zentrum. Anhand von im Vorfeld der Tagung veröffentlichten und begründeten Thesen wurden in Frankfurt am Main innerhalb der Fachgruppen und im Rahmen von zwölf Workshops relevante Aspekte zur Medienkompetenzförderung, zur Professionalisierung und zur Entwicklung von (Qualitäts-) Standards medienpädagogischer Arbeit diskutiert.
Die ExpertInnen aus Forschung, Lehre, Administration, aus (inter-) kultureller, beruflicher, allgemeinbildender und außerschulischer sowie schulischer medienpädagogischer Praxis sehen Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:
1. Medienkompetenzbegriff interdisziplinär weiterentwickeln: Mit der quantitativen Zunahme digitaler Medien in unserer Gesellschaft und der neuen sozialen Bedeutung von Technik geht auch ein neues Verständnis von Mensch-Maschine-Interaktion einher. Hiermit verstärkt sich die Relevanz der Medienkompetenzförderung und zur inhaltlichen Erweiterung wird eine umfassendere, disziplinübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Aufgrund der (digital-) technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind in Zukunft die interdisziplinären Kooperationen und Verständigungen zu stärken, um alle relevanten Aspekte mit erfassen zu können. Es braucht insofern einen kontinuierlichen Diskurs der beteiligten Disziplinen und Akteure.
2. Grundständige medienpädagogische Qualifizierung für alle pädagogischen Fachkräfte etablieren: In allen pädagogischen Ausbildungsberufen und Studiengängen sollten medienpädagogische Inhalte im Sinne einer medienpädagogischen Grundbildung als verbindliche und prüfungsrelevante Bestandteile verankert werden. So sollten auch alle Lehrenden im Rahmen ihrer universitären Ausbildung die Möglichkeit zum Erwerb medienpädagogischer Kompetenz erhalten – dabei handelt es sich um die Kompetenz, die zur Förderung von Medienkompetenz der SchülerInnen erforderlich ist.
3. Bestehende Lücken im Ausbildungsangebot für medienpädagogischen Nachwuchs schließen: Im recht jungen Feld der Medienpädagogik existieren bisher nur wenige Studiengänge, in denen Medienpädagogik bzw. Medienbildung als Hauptfach studiert werden kann. Um jedoch dem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen, sollten zusätzlich medienpädagogische
Masterstudiengänge, Vertiefungs- und Schwerpunktfächer eingerichtet bzw. bestehende Angebote
ausgebaut werden. Hierfür ist eine bundesweite Förderung von Lehrstühlen und Professuren mit
medienpädagogischem Schwerpunkt erforderlich, um dem steigenden Bedarf
medienpädagogischer Inhalte in der Ausbildung von PädagogInnen und Lehrenden zu decken.
4. Fortbildungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der medienpädagogischen Expertise ausbauen:
Für medienpädagogisch Tätige ist es zentral, die aktuellen und stetig neuen Themen und
Innovationen in ihrem Handlungsfeld mitzuverfolgen. Es braucht deshalb unabhängige
Informations- und Orientierungsmöglichkeiten, um zu erkunden, welche Fortbildungsangebote es
gibt, welche Themen gerade aktuell sind, wie die Fortbildungsangebote aufgebaut sind und
methodisch umgesetzt werden. Gerade für Personen mit Vorkenntnissen ist es wichtig, Angebote
zu erhalten, die modular aufgebaut sind und Einstiegsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Niveaus
gewähren. Auch Möglichkeiten für ein Aufbaustudium, um die eigene Expertise weiterzuentwickeln,
sind vermehrt zu schaffen.
5. Professionalisierungsmöglichkeiten für Fachfremde ausbauen: In medienpädagogischen
Handlungsfeldern arbeiten mitunter Personen, die über keine medienpädagogisch einschlägige
Ausbildung verfügen. Insofern müssen systematisch Angebote geschaffen werden, die
medienpädagogische Professionalisierung für QuereinsteigerInnen ermöglichen. Hier sind
verstärkt modulare Weiterbildungsangebote gefragt, die auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse
Rücksicht nehmen und passgenaue Angebote mit sich ergänzenden Grundlagen- und
Vertiefungskursen bieten und die zu zertifizierten Abschlüssen führen.
6. Überblicks- und Orientierungswissen zu medienpädagogischen Aus-, Fort- und
Weiterbildungsmöglichkeiten bereitstellen: Bislang gibt es keine Übersicht, in welchen Pädagogiknahen
Ausbildungsgängen medienpädagogische Inhalte curricular verankert sind und wie die
Ausbildung des Nachwuchses erfolgt. Eine Zusammenstellung von Studiengängen, Vertiefungsund
Qualifizierungsmöglichkeiten sowie qualifizierten bzw. zertifizierten Angeboten der beruflichen
Fort- und Weiterbildung sollte einen Überblick über die vielfältigen medienpädagogischen Felder
sowie eine Orientierung geben, diese Möglichkeiten gezielt auszuwählen und nutzen zu können.
7. Netzwerkarbeit der professionellen AkteurInnen stärken: Um die Weiterentwicklung der Expertise
der medienpädagogischen AkteurInnen zu stärken, bedarf es Orte und Gelegenheiten, um sich
auszutauschen und fachliche Themen, Probleme und Hintergründe der Arbeit zu erörtern. Hierzu
sind mehr Formate der Begegnung erforderlich, die die ganze Spannbreite der virtuellen und
persönlichen Kommunikation umfasst. Zunehmend sind dabei auch internationale Begegnungen
mit zu berücksichtigen, um sich länderübergreifend zu verständigen und insbesondere im
europäischen Raum initiativ zu werden.
Die Thesen zum GMK-Positionspapier finden sich unter: <link http: dx.doi.org mpaed _blank external-link-new-window einen internen link im aktuellen>dx.doi.org/10.21240/mpaed/00/2017.10.24.X